Demo Münster 9. Oktober Haushaltsentwurf
4. Oktober 2024
I
Aktuelles

„Jetzt ist Schluss!“ – Eltern in Münster wehren sich gegen Sparpläne und rufen zur Demo auf

„Es reicht!“, sagen die Elternverbände in Münster. Und Ann-Christin Spatzier 1. Vorsitzende des JAEB (Jugendamtselternbeirat) fügt leidenschaftlich hinzu: „Wir sind der Meinung, dass die Eltern mehr Entlastung als weitere Belastungen erfahren sollten. Familien in Münster müssen viel mehr Priorität bekommen, schließlich sind unsere Kinder die Zukunft aller!“ Seit im August bekannt wurde, dass die Stadt Münster Einsparungen in Millionenhöhe im Kinder-, Jugend- und Familien-Ressort plant, gehen Eltern aus Münster auf die Barrikaden. 

Steigende Kosten und unzureichende Betreuung

„Schon jetzt zahlen Familien mit zwei Kindern teilweise im vierstelligen Bereich, damit ihre Kinder betreut werden.“ Kitagebühren, Mittagessen, OGS-Betreuung – all das kostet jeden Monat Geld. Das wissen die Eltern aus dem JAEB, Münsteraner Elternbündnis Jubel? Trubel! und der Stadtelternschaft. Aber dass die Kosten nun weiter steigen sollen, während Münster immer noch weit davon entfernt ist, die Betreuung auch wirklich sicherzustellen und jedem Kind einen Kita- oder OGS-Platz anbieten zu können, ist für alle unverständlich. „Hier ist noch viel zu tun für echte Bildungsgerechtigkeit für jedes Kind!“, sagt Kathrin Freikamp, Mitbegründerin des Münsteraner Elternbündnisses „Jubel? Trubel!“ und fügt hinzu: „Die Versorgungsrealität liegt – bei allem Fortschritt – noch immer weit unter dem Bedarf.“ So kann nur etwa jedes zweite Kind unter drei Jahren überhaupt einen Platz in einer der Kitas oder Tagespflegeeinrichtungen erhalten. Alle anderen fallen hinten rüber. Aber auch diejenigen, die einen der heißbegehrten Plätze ergattern konnten, leben nicht sorgenfrei. Hohe Ausfallzeiten aufgrund von Personalmangel bedeuten, dass viele Eltern auch mit Betreuungsplatz nicht zuverlässig arbeiten gehen können. In Zeiten stark gestiegener Lebenshaltungskosten, insbesondere in einer Stadt wie Münster, ist es für viele Familien jedoch unmöglich, dass nur ein Elternteil das Einkommen sichert. 

Wirtschaftliche Folgen für Familien und Unternehmen

Auch die Unternehmen klagen laut den Elternverbänden, dass weibliche Fachkräfte, die wegen der Kinderbetreuung zu Hause bleiben müssen, bereits jetzt merklich fehlen. Noch höhere Kitabeiträge machten den Wiedereinstieg in den Beruf unlukrativ und schreckten zudem angeworbene Fachkräfte ab, den Umzug nach Münster zu wagen.

Protest gegen den Haushaltsentwurf

In der Online-Petition des Elternbündnisses „Jubel? Trubel! formiert sich mit bereits 3.000 erreichten Unterschriften ein breites Bündnis, um den Kahlschlag, den Oberbürgermeister Markus Lewe mit seinem Haushaltsentwurf vorgelegt hat, abzuwenden. Dieser Rückenwind der Münsteraner, soll nun für alle Ratsmitglieder, die sich gegen die Sparpläne stellen wollen, auch auf die Straße gebracht werden.

Am 9. Oktober ist eine gemeinsame Demo vor dem historischen Rathaus Münster geplant. Auf dem Prinzipalmarkt, mitten im Herzen der Stadt, werden Eltern lautstark dagegen protestieren, dass ausgerechnet im ohnehin schon vernachlässigten Kinder- und Jugendressort massiv gekürzt und gespart werden soll. Sei es durch Gebührenerhöhungen für die Kinderbetreuung in Kitas, Großtagespflege und bei Tagespflegepersonen, den Wegfall der Geschwisterkindregelung, den OGS-Ausbaustopp oder Kürzungen in der Jugendhilfe und bei Präventionsprojekten. 

„Jetzt ist Schluss!“ – Familien fordern mehr Unterstützung

„Wir lassen uns hier nicht gegeneinander ausspielen!“, sagt auch Markus Sawicki von der Stadtelternschaft. „Ihr lasst uns Familien im Regen stehen. Jetzt ist Schluss!“ – das ist dann auch das Motto der Demo, zu der der JAEB, das Münsteraner Elternbündnis „Jubel? Trubel!“ und die Stadtelternschaft gemeinsam aufrufen. Ab 16 Uhr soll es richtig laut werden – damit Oberbürgermeister Lewe merkt, dass der Haushaltsentwurf so nicht von den Bürgern getragen wird und alle Ratsmitglieder den Rückenwind erhalten, der benötigt wird, um sich für die Belange der Kinder und Familien in Münster einzusetzen. Und das in der gesamten Jugendhilfe, Bildung und Betreuung!

Was?

Demo vor dem historischen Rathaus

Wann?

9. Oktober 2024, ab 16 Uhr

Wer?

Alle, die gemeinsam mit den Familien in Münster ein starkes Signal senden wollen.

Was ist …

… der JAEB?

Der Jugendamtselternbeirat (JAEB) Münster setzt sich für die Interessen aller Eltern ein, deren Kinder in einer Kita, bei einer Elterninitiative oder bei Tageseltern betreut werden. Er wird jedes Jahr bis zum 10. November von den Elternbeiräten der verschiedenen Einrichtungen gewählt. Damit die Wahl gültig ist, müssen mindestens 15% der Eltern teilnehmen. Bereits seit 2011 ist diese Form der Elternvertretung durch § 11 des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) auf kommunaler Ebene fest verankert.

… das Elternbündnis „Jubel? Trubel!“?

Das Elternbündnis formierte sich 2023, als die Vergabe der Kitaplätze durch den Kitanavigator im Chaos endete. Die meisten Eltern, die hier organisiert sind, haben (noch) keinen Kita-Platz für ihr Kind erhalten und tauschen Ideen und Informationen aus. Vertreter des Elternbündnisses haben mittlerweile aber zum Beispiel auch einen Platz im Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien.

… die Stadtelternschaft?

Die Stadtelternschaft Münster ist eine überparteiliche und konfessionsunabhängige Vereinigung, die die Interessen der Schulpflegschaften aller Schulformen in Münster vertritt. Sie setzt sich für die Anliegen ihrer Mitglieder gegenüber Politik und Verwaltung ein und fördert den Austausch sowie die Kommunikation unter den Schulpflegschaften. Zudem informiert und berät sie zu aktuellen Themen der Schullandschaft und unterstützt bei der Wahrnehmung von Mitwirkungsrechten. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 sind 64 Schulpflegschaften Mitglied. Der Vorstand, der aus bis zu drei Vertretern pro Schulform besteht, entscheidet über Empfehlungen aus den Mitgliederversammlungen.

Beitrag teilen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren